Erfahrungen aus der Praxis – Im Gespräch mit Daniela Hobscheidt und David Meyer zu Wendischhoff

Frau Hobscheidt, SORISMA arbeitet auf Grundlage von Use Cases, die alle anders sind. Jedes Unternehmen hat wie sie sagten seinen ganz individuellen Anwendungsfall. Was konnten Sie in der Vergangenheit als Gemeinsamkeit beobachten, was lässt sich allgemein als Erfolgsfaktor im Hinblick auf soziotechnisches Risikomanagement bezeichnen?

Daniela Hobscheidt: „Der Erfolg eines Projektes auf der Reise zu Industrie 4.0 und der Weg raus aus dem Pilot-Projekt-Fegefeuer ist die frühzeitige Analyse, welche Risiken in den drei Dimensionen auftreten können. Bei vielen Unternehmen konnte so identifiziert werden, dass z.B. die Akzeptanz der Mitarbeiter*innen von großer Bedeutung ist. Haben Sie Ihre Mitarbeiter*innen auf Ihrer Seite und können Sie die technischen Herausforderungen meistern, haben Sie ein solides Fundament und die Chancen stehen gut, nachhaltige Erfolge für die gesamte Organisation zu erzielen. Diese Akzeptanz lässt sich vor allem erzielen, wenn Sie mit Hilfe eines durchdachten soziotechnischen Risikomanagements dafür sorgen, dass Sie wissen, in welchen Bereichen es potentiell Probleme geben könnte.”

 

Daniela Hobscheidt - Fraunhofer IEM
David Meyer zu Wendischhoff - MIT Moderne Industrietechnik

Herr Meyer zu Wendischhoff, als Technischer Leiter der MIT haben Sie selbst in Zusammenarbeit mit SORISMA einen Use Case durchgeführt. Vor welcher Herausforderung standen Sie?

David Meyer zu Wendischhoff: „Bei uns ging es um die Einführung eines neuen Lagerverwaltungssystems. Alle Prozesse die vorher analog anhand von gedruckten Listen stattgefunden haben, sollen zukünftig durch scannerbasierte Prozesse abgelöst werden. Von der technischen Seite betrachtet bedeutet das eine wahnsinnige Arbeitserleichterung. Alles wird zusammengefasst, die Systeme im Hintergrund analysieren alle relevanten Daten und helfen bei einer effizienten Lagerverwaltung. Dennoch war es umso wichtiger, mit Hilfe von SORISMA eventuelle Schwachstellen frühzeitig aufzudecken.”

 

Wenn Sie von Schwachstellen sprechen, was meinen Sie da genau?

David Meyer zu Wendischhoff: „Bei uns steht die Dimension Mensch im Vordergrund. Es geht im Wesentlichen darum, dass wir unsere Mitarbeiter*innen nicht vergessen dürfen. Durch die Einführung von scannerbasierten Prozessen und einem leistungsfähigen Back End nehmen wir unseren Mitarbeitern ein Stück Ihrer täglichen, bekannten Arbeitskultur weg. Es muss weniger Austausch zwischen den Mitarbeitern stattfinden, was für manche aber auch den Spaß bei der Arbeit ausmacht. Außerdem nehmen wir Ihnen bei einzelnen Schritten ihre Autonomie und Verantwortung, wenn zukünftig ein System im Hintergrund entscheidet, wie sie ihre Arbeit zu machen haben. Wenn wir an dieser Stelle nicht aufpassen, können eben solche Veränderungen Risikofaktoren in Bezug auf die Akzeptanz neuer Maßnahmen darstellen.”

Und wie gehen Sie damit um?

David Meyer zu Wendischhoff: „Erstmal nehmen wir diese Punkte gezielt als Risiko wahr und nehmen unsere Mitarbeiter*innen genauer ins Visier. Nicht, um Sie zu kontrollieren, sondern um einfach mit Ihnen zu kommunizieren und den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Meine wichtigste Erkenntnis durch SORISMA ist, dass wir einen Ausgleich schaffen müssen. Was wir unseren Mitarbeitern an der einen Stelle wegnehmen, das müssen wir Ihnen auf anderen Ebenen zurückgeben, damit nach wie vor alle an einem Strang ziehen und gerne zur Arbeit gehen.”

Frau Hobscheidt, sehen Sie das genauso?

Daniela Hobscheidt: „Auf jeden Fall. Am Ende geht es bei der digitalen Transformation viel mehr um das Thema Transformation als um die technische Komponente. Oft wird unterschätzt, was für eine große Rolle ein gutes Change Management tatsächlich spielt. Die technische Komponente ist die eine Sache, aber unverzichtbar für den Erfolg sind alle drei Dimensionen, aber eben vor allem die Menschen in Ihrem Unternehmen.”

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